In der Generation meines Vaters hat es geheißen, hart, lange und pausenlos zu arbeiten. Eine Rast einzulegen war ein Zeichen von Faulheit oder von Schwäche. Beides schwer verpönt! „Wer rastet, der rostet.“ mahnt der Volksmund. Doch in der Formel I, die für höchste Geschwindigkeit steht, ist der Boxenstopp nicht mehr wegzudenken. Mich selbst hat es schon sehr viel Zeit gekostet, dass ich mir nicht die Zeit zum Betanken meines Autos nehmen wollte. Menschliche High Performer sollten auch Profis im Regenerieren, Entspannen und Auftanken sein.

Individuelle Quellen des Auftankens

Demosthenes mahnt:

„Auch Quellen & Brunnen versiegen,
wenn man zu oft & zu viel aus ihnen schöpft.“

Freudvoll brennen ohne auszubrennen“ ist ein zentrales Kapitel in unseren Büchern „leistungsstark & lebensfroh“. Menschen, die in ihrer Freizeit auftanken können, sind bestens gegen Burnout immunisiert.

Wie gut kennen und nutzen Sie Ihre persönlichen Quellen des Auftankens?

ist eine zentrale Frage zur Stärkung des Mentalen Immunsystems, das darüber entscheidet, ob sie gesund bleiben oder nicht.

Maja Storch, vom IMZ St. Gallen, bekannt für das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM) hat gemeinsam mit Dr. Gunter Frank das Buch „Die Mañana-Kompetenz: Auch Powermenschen brauchen Pausen“ geschrieben. Sie appelliert für eine gesunde Balance zwischen Anspannung und Entspannung, medizinisch betrachtet zwischen dem Sympathikus & Parasympathikus. In unserer Kultur der Macher mit dem weit verbreiteten Stressverstärker „Sei stark!“ haben wir ein krasses Ungleichgewicht auf Seite der Anspannung. Darum unsere Gefährdung Burn-out zu erleiden. Regenerative Stresskompetenz ist das Fachwort für die gesundheitsförderliche Fähigkeit des Regenerierens. In ihrem Buch betont sie auch, das Menschen völlig unterschiedliche Neigungen haben, wie sie aus Stress aussteigen und wieder freien Kopf bekommen können. Ganz im Sinn des augenzwinkernden Zitates

„‚Lass dir aus dem Wasser helfen, oder du wirst ertrinken.‘
sprach der Affe
und setzte den Fisch sicher auf den Baum.“
N.N.

ist das, was für die Einen förderlich ist für die Anderen kontraproduktiv.

Was die Einen heilt, stresst die Anderen

In Anlehnung an das Konzept von Maja Storch haben sich in meinen Trainings folgende Kategorien des Auftankens herauskristallisiert:

  • Sport/Bewegung
    Manche Menschen werden ganz unrund, wenn sie sich längere Zeit nicht mehr bewegen können. Von Ausdauersport bis Auspowern, von gemütlich Spazierengehen bis Tanzen, von Yoga bis Team-Sportarten reicht die Pallette der Möglichkeiten.
  • Ruhe/Kontemplation
    Einfach auf dem Sofa sitzen und gar nichts machen, viel Schlaf, am Strand am Liegestuhl liegen, auf der Bank sitzend in die Gegend schauen, sanfte, entspannende Massagen, Achtsamkeitsmeditation
  • Wärme oder das Gegenteil erfrischende Kühle
    Während die Einen Sonnenländer als Urlaubsziel anstreben, warmes Wasser, Sauna und Dampfbad lieben oder im Winter gemütlich vor dem warmen Kamin in kuschelige Decken mit warmen Socken sitzen bevorzugen die Anderen die „Sommerfrische“ in den Bergen, wo es abends abkühlt, Spaziergänge an der Nordsee mit kühler Brise, Erfrischung mit kaltem Wasser oder bei geöffneten Fenstern.
  • Manuelle Tätigkeiten
    Zum Ausgleich von „kopfiger“ Arbeit erleben es viele Menschen als entspannend, tatkräftig Hand anzulegen: beim Kochen, in der Gartenarbeit, beim Heimwerken, Handarbeiten oder kreativen Schaffen. Es gibt Menschen, die sich beim Autowaschen, Fensterputzen, Bügeln oder Holzhacken entspannen.
  • Intellektuell-musische Betätigung
    Hier reicht das Spektrum von Musik über Lesen, von Theater über die Oper, vom Museumsbesuch über das Erkunden fremder Kulturen, vom Lesen über Sammeln, von Hobby-(Meeres-)BiologInnen und -ArchäologInnen bis zum Studium aus reinem Interesse.
    In diese Kategorie fallen auch Spiele aller Art – vom Gesellschaftsspiel bis zu Computerspielen.
  • Sozialer Rückhalt oder das Gegenteil Alleinesein
    Während die Einen Kraft schöpfen in der Familie, in Freundschaften und Gemeinschaften oder auch in virtuellen Begegnungen sozialer Netzwerke tut es den anderen gut, sich rückziehen zu können, um ganz ungestört mit sich selbst alleine zu sein – ohne auf andere Rücksicht zu nehmen.
  • Natur/Tiere
    Katzenschnurren und Hundespaziergang, Reiten und Vogelgesang, … viele Menschen erleben Tiere als Quelle der Freude und des Glücks. „Raus in die Natur!“ ist für viele die ultimative Erholung.
    Im Buch „Biophiliaeffekt: Heilung aus dem Wald“ beschreibt Clemens G. Arvay warum Bäume für uns einerseits biochemisch und andererseits aus evolutionspsychologischen Gründen so heilsam sind. Die gesundheitsfördernde Wirkung des in Japan so beliebten Waldbadens ist biochemisch und schulmedizinisch nachweisbar. Auf Bäume zu schauen – auch auf Fotos, Bildern und Plakaten – wirkt sich positiv auf unsere Hirnströme aus. In der Steppe haben uns Bäume mit großen, tiefen Kronen Zuflucht und Schutz gegen Wetterwidrigkeiten geboten. Unsesre archaiischen Muster im Hirn hat das geprägt und so ist die positive Wirkung von großen Bäumen mit ausladenden Baumkronen signifikant größer als von kleinen oder schlanken, hohen Bäumen.

Natürlich können Sie diese Kategorien auch untereinander kombinieren: Wenn Sie im Freien tanzen, dann kombinieren Sie Bewegung mit Musischem und auch noch Natur. Und es hängt auch von der Tagesverfassung und Stimmung ab. Eine Coaching-Klientin hat mir geklagt: „Eigentlich wollte ich Laufen gehen. Doch dann war ich viel zu müde und bin nur faul am Sofa herumgelungert. Dabei habe ich mich über mich selbst geärgert.“ Wir haben das dann so umgepolt, dass es Tage gibt, an denen ihr Laufen gut geht und andere an denen ihr Sofafaulenzen gut tut. Beides ist regenerative Stresskomptenz.

Übrigens ich selbst bin NICHT bewegungsfreudig. Für meinen Kreislauf ist aber Ausdauersport gesund. Weil mir warmes Wasser gut tut, gehe ich jetzt in das wärmste Becken der Therme Wien und mache dort 3 Stunden Wassergymnastik mit den Smoveys. Die Wärme des Wassers ist für mich erholsam, die Smoveys bringen etwas Spielerisches & Tänzerisches in die Bewegung – und ich zähle mit, das wirkt auf meinen Kopf mantrenhaft entspannend – so wie das Schäfchenzählen vor dem Einschlafen. So trickse ich meinen inneren Schweinehund liebevoll-achtsam aus.

Karl Böhm’s Worte

„Glücklichsein ist ein Maßanzug.
Unglückliche Menschen sind jene,
die den Maßanzug eines anderen tragen wollen.“

gelten auch für Entspannung und Erholung. Seien Sie achtsm mit sich und ihren Bedürfnissen:

„Was tut mir JETZT gut?“
& „WIE tut es mir gut?“

Freudvoll TUN statt „müssen“

Neurobiologen wollten wissen, ob es stimmt, dass Heilfasten glücklich macht. Also haben sie in einer Fastenklinik Urinproben genommen, um wissenschaftlich fundiert zu messen, ob die ausgeschiedenen Glückshormone mehr werden. Das Ergebnis war nicht signifikant. Zunächst. Das war nämlich die IDW, der irrelevante Durchschnittswert, der nichts aussagt. Wenn man einen Fuß auf der Herdplatte und einen im Eiswasser hat, dann fühlt man sich im Mittel wohl. Daher haben sie in Folge differenziert ausgewertet. Jene Menschen, die sich „solio“, das heißt aus innerer Motivation mit einem freudvollen „ich möchte“ oder „ich gönne mir“ zum Heilfasten entschieden haben, haben dadurch tatsächlich Glück gefunden. Hingegen haben diejenigen, die „sozio“-motiviert waren, das Heilfasten als belastend erlebt. Beweggründe wie „Ich wollte meine Freundin begleiten.“ „Der Arzt hat gesagt, ich soll etwas für meine Gesundheit tun.“ „Ich muss endlich abnehmen.“ … führen zu zusätzlichem Stress. Das gleiche gilt für das Lauftraining:  „Ich gönne mir Laufen. Es kostet zwar anfangs Überwindung, aber dann komme ich so gut runter.“ ist eine gesundheitsfördernde Einstellung. „Ich muss noch für den Business-Run trainieren. Eine schlechte Zeit wäre mir peinlich.“ erhöht jedoch das Risiko des Herzinfakts. Wohnungrenovieren, Gartenarbeit, Nebenerwerbslandwirtschaft, Kinder-ins-Bett-bringen, Kochen, … ist in der Haltung der inneren Verpflichtung zusätzlicher Stress in der Einstellung des freudigen Tuns hingegen Stressabbau.

Übrigens ist für die biologischen Funktionen unseres Hirns und auch für die unseres Körpers völlig unerheblich, ob wir privat oder beruflich atmen und auch, ob wir erwerbstätig beruflich oder unbezahlt in der Freizeit arbeiten.

Siehe auch meine Blogs:

Glücksanker kultivieren

In unserem Hirn schließen Stress, Angst, Ärger auf der einen Seite und Lust, Freude, Glück auf der anderen Seite einander biologisch aus. Ersteres signalisiert für das Hirn erhöhte Gefahr. Jetzt geht es um Wesentliches: nämlich zu überleben. Und gebaut ist unser Hirn für das Überleben in der Steppe, was sich doch wesentlich von unseren Herausforderungen unterscheidet. Daher ist Stress für uns krankmachend. In der Lust sind wir sehr verletzlich. Darum können wir sie nur in entspanntem Hirnzustand erleben. Schokolade bedeutet für die meisten Menschen Genuss. Daher ist es ein wirksames Mittel gegen Stress. Wenn sie kalorienfrei willentlich auf den Lustmodus des Hirns umschalten, können Sie im Alltag Dinge, Bilder, Melodien, Gerüche, … ankern, die bei Ihnen freudvolle Gefühle auslösen.

So trage ich selbst z.B. immer meine Tauchuhr. Insbesondere in stressigen Situationen umfasse ich die Uhr und drehe an der Lünette (Umrandung des Ziffernblatts der Taucheruhr, die ursprünglich dazu bestimmt ist, die Abtauchzeit festzuhalten). Die Haptik und das Geräusch des Drehens an der Lünette erinnert mich an die Glückseligkeit des Abtauchens – wenn alle Schwere, die man ober Wasser verspürt, abfällt und sich die schwebende Leichtigkeit unter Wasser einstellt.

Beim (all)täglichen Starten meines Computer sehe ich dieses Unterwasser-Foto von meinem Lebens-Buddy und mir, das ich besonders lieben. So sind die Glücksmomente des Tauchens als ständige Begleiter geankert.

Was & wie könnten Sie sich von Ihren höchst persönlichen Glücksmomenten ankern, um sie jederzeit einfach abrufen zu können? Sie steigern damit Ihr Lebensglück und entziehen sich der Stressfalle.

Mit Ihren „Glücks-Knöpfen“ können Sie Ihr Hirn wieder in den souverän-entspannten, energievollen und kreativen Lustmodus umschalten, der Ihnen nachhaltig-gesunde Top-Leistung erschließt.

Siehe auch meine Blogs:

Gemeinsam freudvoll auftanken

Besonders wirkungsvoll ist es, wenn TEAMs gemeinsam, ihre regenerative Stresskompetenzen stärken. Erstens sind gemeinsames Erleben und Reden an sich schon gesundheitsfördernd und stressreduzierend.

Siehe auch mein Blog: „Beziehungen als gesunder Nährboden“

Zweitens können sich dann die GefährtInnen gegenseitig aus der Stressfalle helfen, indem sie einander ihre Glücks- und damit Anti-Stress-Knöpfe anvertrauen. Wenn im Arbeitsumfeld mindest ein Mensch über die KollegInnen-schaft hinaus auch KameradIn, FreundIn oder VertrauteR ist, so erhöht das die Chance enorm trotz hoher Arbeitslast gesund zu bleiben. Vertrautheit im gut eingespielten TEAM macht stressresistent und krisenfest. Sich aufeinander verlassen zu können, bietet den Einzelnen ein Sicherheitsnetz.

Dann gilt:

TEAM = Together Everybody Achieves More

Und hier noch weitere Blogs zum Thema Regenerative Stresskompetenz & gesunde Leistungsstärke:

Auf der Plattform Port41 werden UnternehmerInnen ermutigt „Auftanken statt auspowern: So bleiben Sie leistungsstark“

Über: Monika Herbstrith-Lappe

Geschäftsführende Unternehmerin von Impuls & Wirkung – Herbstrith Management Consulting GmbH, High Performance Coach, Keynote Speaker, Top Trainerin, Certified Management Consultant, Autorin von Büchern und Fachartikeln