Meinen Kindern habe ich schon frühzeitig gebetsmühlenartig mitgegeben:

„FreundInnen hat man nicht.
Freundschaften muss man pflegen.“

Natürlich gilt dies für alle Formen von Beziehungen – auch für die beruflichen. Das No-Go schlechthin von Netzwerken ist, wenn ich mich erst dann an die anderen wende, wenn ich etwas von ihnen brauche. Doch zunächst muss ich einmal investieren und mir überlegen, was mein Beitrag für die Gemeinschaft ist.

„Rechtzeitig drauf schauen,
dass man es hat,
wenn man es braucht.“

Dieser Vorsorge-Appell von Joki Kirschner aus den 80er-Jahren gilt auch für Kontaktpflege.

Gesunde Beziehungen

Vor dem Abschluss von Lebensversicherungen wird man üblicherweise zur Einstufung des Risikos befragt: Sind Sie übergewichtig? Betreiben Sie Sport? Wie viel Alkohol trinken Sie? Doch viel wichtiger wäre die Frage, wie gut gepflegt die Beziehungen sind. Denn einsame Menschen haben ein doppelt so hohes Risiko im nächsten Jahr zu sterben – über alle Altersgruppen. Zwar hat ein 30-jähriger Mann ein relativ kleines Risiko im nächsten Jahr zu sterben – übrigens  meistens durch Unfall oder Freitod. Wenn er einsam ist, verdoppelt sich sein Risiko. Eine 90-jährige Frau hat ein relativ hohes Risiko im nächsten Jahr zu sterben – wenn sie gut gepflegte Beziehungen hat, halbiert sich ihr Risiko.

Übrigens auch Lebensglück und Lachen wirken lebensverlängernd. Siehe dazu meinen Blog „Zum Glück geboren – und Glück gibt es auch im 2. Bildungsweg“

Stressresistenz durch verlässliche Gemeinschaft

Dass Wege viel kürzer erscheinen, wenn man in netter Gesellschaft reist, ist wohl jedem/jeder schon aufgefallen. Eine wissenschaftliche Studie belegt jetzt, dass wir sie auch weniger schwierig einschätzen: Man hat Menschen schwerbepackt vor einen steilen, langen Anstieg gestellt und sie den Schwierigkeitsgrad einstufen lassen. Jene, die alleine vor dem Weg standen haben signifikant höher geschätzt als jene mit anderen GefährtInnen an ihrer Seite – auch solche, die sie gar nicht kannten. Alleine die Tatsache, dass es auch andere Menschen gibt, die sich mit auf den Weg machen, senkt den subjektiven Stresspegel. Bietet es doch die Möglichkeit der gegenseitigen Aufmunterung, Bestärkung und Hilfeleistung.

Beim Tauchen wissen wir es sehr zu schätzen, dass wir uns als gut eingespieltes Buddy-TEAM gegenseitig blind vertrauen können. Das war bei technischen Pannen, die wir unter Wasser erlebt haben, höchst hilfreich. So ist es uns einfach gelungen, die wichtigste Tauchregel einzuhalten: Egal was passiert:  Ruhe bewahren! Don’t panic! Denn Aufgeregtheit führt unter Wasser schnell zu gefährlichen Teufelskreisen. In unserem Buch „Tauchen im Ozean des Lebens“ haben wir diesen Aspekten 2 Kapitel gewidmet: „Gemeinsam mehr erreichen“ und „In kritischen Situationen sicher agieren„.

Es ist auch leicht nachvollziehbar: „Es gibt KollegInnen, die mir weiterhelfen, wenn ich ihre Unterstützung brauche.“ vermittelt Vertrauen und reduziert den empfundenen Stress. „Ich kann mir keinen Fehler leisten, denn es lauern schon meine FeindInnen, die mir daraus einen Strick drehen.“ oder „Ich muss aufpassen, dass mir niemand Schuld in die Schuhe schiebt und ich als Sündenbock an den Pranger gestellt werde.“ sind schlimme Stressverstärker. Übrigens wirken sich – insbesondere auch schwelende – Konflikte mächtiger auf die Stressbilanz aus als eine hohe Arbeitslast.

Eine Studie hat ergeben, dass eine einzige freundschaftliche Beziehung zu ArbeitskollegInnen schon signifikant auf die Stressresistenz und damit die Gesundheit am Arbeitsplatz auswirkt.

Wir sind soziale Wesen

Wenn man AnthropologInnen glauben darf, hat der Mensch schon vor Urzeiten durch die Fähigkeit zur Kooperation bzw. das Zusammenarbeiten in Gruppen sein Überleben gesichert. Der durch Gruppenverhalten bestimmte Cro-Magnon-Mensch hat sich in der Menschheitsgeschichte gegenüber den NeandertalerInnen, der als Einzelkämpfer gilt, letztendlich durchgesetzt – und dies obwohl letztere robuster gebaut und besser an das relativ kühle Klima in Europa angepasst waren. Viel treffender als der vielzitierte Ausspruch von René Descartes „Ich denke, also bin ich.“ ist die Aussage des Philosophie- und meines Physik-Professors Herbert Pietschmann:

„Ich kommuniziere – also sind WIR
wir kommunzieren – also bin ICH.“

In der Evolutionspsychologie – z.B. beschrieben von Yuval Noah Harari im Buch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ geht man davon aus, dass wir Menschen im Gegensatz zu den Menschenaffen über die Fähigkeit verfügen, nicht nur Fakten und vorgetäuschte Fakten sondern auch Ideen und Beziehungen zu kommunizieren. So haben wir Menschen bereits vor 12.000 Jahren die derzeit älteste bekannte Ritusstätte Göbekli Tepe geschaffen. Das kann nur gelingen, wenn man den mit den anderen die Vorstellung vom gemeinsamen Vorhaben vermittelt. Und wir sind im – konstruktiven Sinne – des Klatsches und Tratsches fähig.Die Überdosis der Freunderlwirtschaft und der Intrige sind natürlich giftig.

Ich kenne jemanden, der jemand kennt

Die kleinste Zelle von Netzwerken ist – im realen Leben wie in sozialen Netzwerken – das Dreieck: Ich kenne jemanden und ich kenne noch jemanden und komme auf die Idee, dass diese beiden ein gemeinsames Interesse haben könnten. Dann kann ich jeweils noch mit auf die Reise geben, welche Vorlieben und „Allergien“ der/die andere hat. Was man als Türöffner gut nutzen und als Falle meiden sollte. Der Volksmund hat mit dieser Aussage Recht:

„Gleich und Gleich gesellt sich gerne.“

Unser Rudeltierhirn unterscheidet in Mikrosekunden, ob jemand zu uns gehört oder fremd ist. Daher überlege ich mir immer zum Einstieg in wichtige Gespräche:

„Welche authentisch empfundene Gemeinsamkeit kann ich meinem Gegenüber anbieten?“

Sollte mir auf diese Antwort wirklich gar nichts einfallen, kann noch als Krücke dienen:

„Was weckt in mir wertschätzendes Interesse?“

Kommunikation als Beziehungskitt

EvolutionspsychologInnen meinen, die Kommunikation mit Lauten wurde im Tierreich als „Fernkraulen“ entwickelt. Die Primaten kraulen einander, um so das Wiedererkennen in Rudeln zu erleichtern und damit die Identifikation und Zusammengehörigkeit zu stärken. Als die Rudel zu weitläufig wurden, hat der Austausch von Lauten diese Funktion übernommen. Erst wesentlich später in der Evolutionsgeschichte wurden auf diese Art und Weise auch Informationen übertragen.

„Durch das Reden kommen die Leute zusammen.“

Diese Volksweisheit trifft es auf den Punkt. Wird Kommunikation auf bloßen Informationsaustausch reduziert, so schwächt das den Zusammenhalt und die Loyalität. Ja, Gespräche führen ist mitunter aufwändig. Und dennoch gilt:

„Am meisten Zeit kosten die Gespräche, die man verabsäumt hat, zu führen.“

Mangelnde Kommunikation führt zu Missverständnissen und eskalierenden Konflikten. Diese zu bereinigen benötigt tatsächlich wesentlich mehr Einsatz und Energie, als wenn man sich frühzeitig zu einem Gespräch zusammengesetzt hätte. Tatsächlich ist Kommunikationsverweigerung eine Form von passiver Gewalt. Auf Wienerisch gibt es die Aussage „nicht einmal ignorieren“, was tatsächlich für unser „Rudeltierhirn“ als Ausschluss aus dem Rudel und damit bedrohlich wirkt. Dass nicht mehr mit mir, sondern nur hinter meinem Rücken über mich gesprochen wird, ist ein typisches Symptom von Mobbing.

In unseren beiden Büchern leistungsstark & lebensfrohbieten wir daher als Tool Nr. 30 die „Anti-Mikadostrategie“ an: Es gibt den wenig wertschätzenden Witz vom Beamten-Mikado: Wer sich zuerst bewegt, verliert. Wir vertreten die gegenteilige Strategie:

„Wer sich zuerst bewegt, bestimmt das Spiel.“

Egal ob bei schwierigen Gesprächen, Verhandlungen, Konflikten: Auf die anderen zugehen verkörpert Souveränität. Wenn Sie erste Schritte setzen, haben Sie mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Und es liegt in Ihrer Hand, wie sie in das Gespräch einsteigen. Als Faustregel soll gelten:

“Suchen Sie das Gespräch bevor Sie der Konflikt findet.”

Das gilt ganz besonders für unangenehme Nachrichten. Wenn Sie für eine gut gepflegte Beziehung gesorgt haben, haben Sie dafür eine tragfähige Basis.

Mentale Orthopädie®

Ich habe mir Mentale Orthopädie® markenrechtlich schützen lassen: Als „mentale Orthopädin® bestärke ich einzigartige Menschen, sich aufrecht & aufrichtig in (berufliche) Gemeinschaften Sinn-voll und Ziel-strebig einzubringen. Orthopädie ist nämlich die Lehre des Aufrichtens. OrthopädInnen beschäftigen sich mit der Wirbelsäule, dem guten Stand und festen Gang, ich stärke das Rückgrat, die inneren Standfestigkeit und die mentalen Beweglichkeit.

Aufrechte Menschen können dann auch aufrichtige Beziehungen auf Augenhöhe gestalten mit Handschlag-Qualität.

Siehe auch mein Themen-Feld: Mentale Orthopädie®

TEAM = Together Everybody Achieves More

Natürlich sind es häufig gemeinsame Feinde, die den Zusammenhalt im TEAM stärken. „WIR gegen die anderen“ ist ein weit verbreitetes Denkmuster. Klüger und gesünder ist jedoch der Zusammenhalt durch gemeinsame Vorhaben und Erfolge. Mit den Worten von Max Reinhardt, die nicht nur für Theater-Bühnen sondern auch für Performance auf beruflichen Bühnen gelten:

„Diese Kunst ist eine gemeinschaftliche Kunst,
eine Ensemblekunst und nur im Ensemble,
in dem einer für alle und alle für die Sache wirken,
blüht das unverwelkliche Wunder des Theaters.“

Womit wir wieder bei unserer menschlichen Fähigkeit sind, auch Visionen & Ziele, Vorstellungen & Ideen zu kommunizieren.

Und weil für nachhaltig-gesunde Leistungsstärke auch Vertrautheit ganz wesentlich ist,  zum Abschluss noch das Zitat von Henry Ford als Abschluss, das mein Mann und ich uns als Geschäftsführungs-Paar von Impuls & Wirkung als Motto gewählt haben:

„Zusammenkommen ist der Anfang.
Zusammenbleiben ist der Fortschritt.
Zusammenarbeiten ist der Erfolg.“

Siehe auch mein Themen-Feld: „TEAM-Work“

Über: Monika Herbstrith-Lappe

Geschäftsführende Unternehmerin von Impuls & Wirkung – Herbstrith Management Consulting GmbH, High Performance Coach, Keynote Speaker, Top Trainerin, Certified Management Consultant, Autorin von Büchern und Fachartikeln