Freizeit-Kompetenzen auch beruflich nutzen

„Was machen Sie in Ihrer Freizeit gut und gerne?“ Diese Frage ist eine hocheffektive Methode, um Stärken und Potentiale von Menschen zu erkennen. Egal ob Sie gerne reiten, klettern, laufen, musizieren oder auch Kakteen sammeln, hinter allen diesen Aktivitäten verbergen sich Erfolgsstrategien, die auch beruflich nützlich sein könnten.

„Die Klugen lernen aus allem, die nicht so Klugen aus der Erfahrung und die Dummen wissen alles besser.“

ist ein Ausspruch von Sokrates.

„An alle die wissen, wie der Hase läuft: Er hoppelt!“

ein entkräftendes Argument gegen kontraproduktives Halbwissen.

Mathematische Isomorphien zum Erschließen von Lösungen

Als Mathematikerin gehört das Nutzen von Analogien – exakte Bezeichnung „Isomorphien“ – zu meiner Grundausstattung: Man transferiert eine Aufgabenstellung in einen anderen Raum und erleichtert so ihre Lösung. Die bekannteste aus der Schulzeit: Um Potenzen zu multiplizieren, was in der direkten Weise aufwändig wäre, braucht man nur ganz einfach die Hochzahlen zu addieren. x3. x5= x(3+5) = x8

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„Isomorphie“ als mathematische Metapher für Metaphern: Als High Performance Coach und Trainerin höre ich Fragen der Teilnehmer und dolmetsche sie in andere Bereiche, um Lösungsansätze zu erschließen. „Dolmetschen“ ein anderes Sinnbild, um zwischen verschiedenen Erfahrungswelten Verständigung zu erzielen. Ich könnte auch „BotschafterInnen“ nutzen, um Ideen zu vermitteln und „diplomatisch“ zu verhandeln. Als Physikerin stärke ich „tragende Säulen“ und spanne ich „verbindende Brücken“, um das wertschätzende Miteinander zu fördern z.B. über die digitale „Kluft“ zwischen den Generationen.

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Solch rationale Metaphern sind höchst nützlich, um Menschen in unserer zahlengläubigen Welt abzuholen, in denen nach wie vor sehr viele Ressentiments gegen Soft Skills herrschen. Das schafft eine Vertrauensbasis, die ich bei TechnikerInnen als „Fundament“ bezeichnen würde und bei anderen Zielgruppen als „Nährboden“.

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Vernunft ist mehr als Verstand

René Descartes Ausspruch „Cogito ergo sum“ bzw. „Ich denke also bin ich“ beschränkt uns Menschen auf das Denken und fällt uns im wahrsten Sinn auf den Kopf: Von daher stammt auch das Denken in Head Counts. Er hat uns des Körpers beraubt. Wir sprechen von „ihm unseren Körper“ statt „mir meinem Körper“. Dafür ist umgangssprachlich höchst gebräuchlich: „Ich stehe in der nächsten Straße.“ Oder „Ich habe 120 PS.“ „Ich mein Auto und er mein Körper.“ Da läuft in unserer Gesellschaft etwas schief.

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„Unser Hirn gleicht mehr einer Mediathek als einem Computer.“ fasst Gregor Adamczyk in seinem Buch „Storytelling“ als Methapher zusammen, was der einzige mit dem sogenannten Wirtschafts-Nobelpreis ausgezeichnete Psychologieprofessor in seinem Buch „Schnelles Denken. Langsames Denken.“ als Grundlage der neuen Psychologie beschreibt: Das narrative Gedächtnis, mit dem wir uns Geschichten, Episoden, Ereignisse, Szenen, Stimmungen, Orte, etc. merken ist wesentlich mächtiger als unser analytisches Denken, auf das wir so stolz sind.

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Vom Fühlen verblöden wir nicht!

„Sie sind so emotional. Heben Sie sich ihre Emotionen für Ihren Partner auf!“ hat man zu mir als Frau tatsächlich einige Male gesagt. Zu Männern wird immer wieder gesagt: „Zum Denken nehmen Sie den Kopf und nicht den Bauch.“ Beides Aussagen, die den Letztstand der Hirnforschung nicht berücksichtigen´:

  1. Der kluge Bauch mit seinen neuronalen Netzen rund um das Gedärm im Bauch ist mittlerweile erforscht. Übrigens derzeit erkundet die Wissenschaft auch die neuronalen Netze im Herzen.
  1. Gute Nachricht: Vom Fühlen verblöden wir nicht! In meinem Studium habe ich herzhaft-neugierig, fasziniert-staunend die Dramaturgie mathematischer Beweise optimiert, damit sie nicht handwerklich-plump meinen Schöngeist beleidigen, sondern mit Esprit sich in überraschender Weise zum beglückenden „quod erat demonstrandum“ wenden. War ich da hoch-analytisch oder begeistert-emotional oder vielleicht doch beides?

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Neurobiologie stellt das Menschenbild auf den Kopf

Die Neurobiologie hat das Lustzentrum unseres Hirn als hoch-effektives Lernzentrum erkannt. Gut im emotionalen Flow erzielen wir Top-Leistung. Das sagt auch der Hausverstand: Widerwillig, lustlos, zweifelnd, halbherzig sind wir nicht in unserer optimalen Leistungsstärken. Verbissenheit ist auch nicht förderlich. „Wenn wir uns in ein Problem verbeißen, verschließt schon ein relativ kleines unser gesamtes Blickfeld.“ Solche bildhaften Aussagen wecken die Vorstellungskraft und erzeugen „Kopfkino“. So funktioniert nachhaltiges Erkennen und Lernen.

Das Jahrzehnt von 2000 bis 2010 war weltweit das Jahrzehnt der Neurobiologie. Sie stellt im Moment unser Menschenbild auf den Kopf wie am Ende des Mittelalters die Physik unser Weltbild: Dem Augenscheinlichen trotzend hat sich – bei fast allen – mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt, dass unsere Erde annähernd kugelförmig um die Sonne kreist. Es gibt tatsächlich eine Community, die nach wie vor an die flache Erde glaubt und wilde Theorien aufstellt, warum Flugzeuge nicht vom Horizont fallen. Von daher wird es auch dauern, bis sich die Erkenntnisse der modernen Hirnforschung und Psychologie herumsprechen.

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Die eingangs gestellte Frage nach privaten Freuden und Erfolgen bietet den Vorteil, dass wir mit positiven Emotionen lernen, was nachhaltiges und kreatives Nutzen des Erlernten fördert.

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Koordinatenwechsel für neue Sichtweisen

Eine andere höchst nützliche Lösungsstrategie von NaturwissenschaftlerInnen und TechnikerInnen ist der Koordinatenwechsel, um Effekte klarer zu veranschaulichen. Eine neue Sicht auf die Dinge bringt neue Dinge in Sicht. Reframing nennt man es im Coaching: Negatives in einen anderen Rahmen stellen, um das Positive daran zu erkennen. Übrigens laut Karl Valentin hat alles auch noch eine 3. Seite, nämlich die komische. Humor macht uns tatsächlich kreativ.

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„Die Sonnenseite nutzen, statt unter der Schattenseite zu leiden.“

ist eine naheliegende Metapher. Mit dem Nachsatz: „Und auch Schatten – z.B. gemütlich im Sommer unter einem Nussbaum sitzend – hat seine Vorzüge.“ Auch von Karl Valentin:

„Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.“

Das kombiniere ich sehr gerne mit dem Zitat von Erich Kästner:

„Humor ist der Regenschirm der Weisen.“

Tatsächlich sind Aphorismen, Geschichten, Fabeln, Märchen und auch Witze „tiefgründige Quellen“ erkenntnisreicher Bildersprache.

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Augenzwinkernder Spiegel der Erkenntnis

In einem Training hat mich eine Teilnehmerin verdutzt gefragt: „Wie viel wissen Sie im Vorfeld von den Teilnehmern und ihren Unternehmen? Sie treffen mit Ihren Aussagen so exakt auf den Punkt.“ Genau das leisten Metaphern: Sie sind ein „Spiegel“, in dem jeder Einzelne sich selbst erkennt – und das in Gesicht-wahrender nicht bloßstellender Weise. So wie Medusa im Schutz des Spiegelbildes bezwungen werden konnte, finden sich über den Umweg der Bildersprache Lösungen selbst für hartnäckige Probleme. Mythologie als eine andere Inspiration für Metaphern. Die Bibel ist wie alle alten Formen der Wissensvermittlung geprägt von Gleichnissen. Geschichtenerzählen gehört zu den Grundbedürfnissen aller Völker der Welt.

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Wie gesund sind Konflikte?

In unserem Alltag nutzen wir häufig eine metaphorische Sprache für Konflikte: Konflikt als Krankheit der Beziehungen. Wir sprechen von „Konfliktkeimen“, von „latenten Konflikten, die ausbrechen“, von „Symptomen“ und sogar „Impfen“, um Konflikten vorzubeugen. Dementsprechend weit verbreitet ist die Konfliktvermeidung, die tatsächlich eine Lösungsvermeidung ist, da der Konflikt ja bestehen bleibt. Ich bezeichne das als „Fried-Höflich-Keit“: Des lieben Friedens willen schweige ich, was allmählich zur Sprachlosigkeit und damit dem Sterben von Beziehungen führt. „Wenn man heiße Kartoffel unter den Teppich kehrt, werden sie durch’s Lagern nicht appetitlicher.“ ist eine kraftvolle Analogie, um Menschen zum zeitnahen, direkten Ansprechen von Konflikten zu ermutigen.

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Physikalische Wirkungsweisen

„Souverän agieren in den Spannungsfeldern unterschiedlicher Interessen“ nenne ich daher Konfliktmanagement-Trainings. Denn als Physikerin habe ich zu Spannung einen positiven Bezug: Spannung ist Potentialdifferenz und ohne Spannung fließt kein Strom. Sogar Widerstand ist positiv besetzt: Ohne Widerstand gäbe es einen Kurzschluss. „Das Ohm’sche Gesetz zwischenmenschlicher Begegnungen“ spricht naturwissenschaftlich-technisch orientierte Menschen an, von rationalen Erkenntnissen ausgehend sich auch mit der Beziehungsebene zu befassen.

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Die meisten Menschen nutzen ein Fahrrad mit Gangschaltung. Deren Funktion beruht auf der Unterschiedlichkeit der Zahnräder. Auf zwischenmenschliche Beziehungen übertragen würde das große Zahnrad herablassend zum kleinen sagen: „Oh, so winzig und traut sich schon ins Getriebe.“ Dieses könnte dann rhetorisch kontern: „Dafür drehst du dich so langsam.“ Diesem weit verbreiteten dichotomischen besser-oder-schlechter-Denken halte ich mit dieser Metapher die Philosophie des Wertschätzend-anders entgegen: Das eine Zahnrad ermöglicht die Geschwindigkeit und das andere das Drehmoment. Es ist sinnlos die Zahnräder einzeln zu optimieren. Vielmehr geht es darum ihr Zusammenwirken möglichst effektiv zu gestalten: Statt kontraproduktivem „Sand“ geschmeidiges „Öl ins Getriebe“!

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„Wenn 2 immer einer Meinung sind, ist einer überflüssig.“ mahnt Albert Einstein, dass Teams nicht nur gemeinsame Ziele und verbindende Übereinstimmung sondern auch bereichernde Unterschiedlichkeiten brauchen.

„Willst du Recht behalten oder glücklich leben?“

mahnt Marshall Rosenberg, der Begründer der gewaltfreien Kommunikation. Das untermauere ich mit einem Wortspiel in Anlehnung an Ernst Jandl. Im Wort MEINung steckt schon drinnen, dass es MEINE MEINung ist. Dem stelle ich DEINE DEINung gegenüber. „Wir sind uns einig, dass wir uns uneinig sind.“ ist eine Ausgangsbasis für Dialoge. Im Gegensatz zu rechthaberischen „Ja, aber-Wettstreiten“. Da ich mit Ihnen per SIE bin. Ist es IHRE IHRung. IRRung wäre ein sinnentstellender Rechtschreibfehler. „Worin sind wir uns einig und was sollten wir noch klären?“ entspricht dem mathematischen + und ∆-Prinzip bzw. dem Iterationsverfahren in Informatik und Technik. Es hilft UNSERE UNSung zu finden. Für eine WIRung statt VerWIRRung. Wortspiele eine weitere Form der humorvoll-kreativen Lösungsfindung. Roman Szeliga, DER Experte für Humor im Business:

„Kommunikation ohne Humor ist wie eine Operation ohne Narkose. Es tut so weh.“

Naheliegender Weise wählt er als Arzt eine Metapher aus seinem Metier.

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Theater- und andere Bühnen

Um Spannung geht es auch im Theater. Professorin Rosee Riggs vom renommierten Max Reinhardt Seminar: „Der Entwurf des Theaters ist gleichzeitig ein Entwurf für die Gesellschaft.“ Nicht zufällig bezeichnen wir mit Performance einerseits künstlerische Events und andererseits die Leistung von Organisationen. In unseren Trainings „Regie führen auf beruflichen Bühnen“ nutzen wir die Schauspielkunst als „Anleihe“ für Führungsprinzipien.

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Bertolt Brecht: „Es gibt keine kleinen Rollen. Nur kleine Schauspieler.“ Und Max Reinhardt bekennt sich zum Ensemble: „Diese Kunst ist eine gemeinschaftliche Kunst, eine Ensemblekunst und nur im Ensemble, in dem einer für alle und alle für die Sache wirken, blüht das unverwelkliche Wunder des Theaters.“ Diese Aussage lässt sich wunderbar auch auf alle anderen Formen der Team-Arbeit übertragen. Böse Zungen behaupten ja, TEAM stünde für Toll Ein Anderer Macht’s. Ich verwende TEAM für Together Everybody Achieves More. Miteinander wächst der einzelne durch gegenseitige Bestärkung über sich hinaus. Artgerecht gehalten sind wir Homo Sapiens soziale Wesen. Womit ich eine biologische Metapher nutze.

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D3 = Die Denkhorizont-Dehnerin

In einem Artikel über ein von mir gestaltetes Training hat mir die Redakteurin den Titel „Die Denkhorizont-Dehnerin“ verliehen. Tatsächlich sehe ich es als meine Aufgabe, das Handlungsrepertoire zu erweitern. Platon hat schon gemeint, dass wir Menschen manchmal wie ein Frosch im Brunnen nur einen kleinen Ausschnitt des Himmels sehen. Albert Einstein:

„Manche Menschen haben als Denkhorizont einen Kreis mit Radius 0.
Das nennen sie dann ihren Standpunkt.“

Mathematiker sind darauf „dressiert“: Wenn es keine Lösung gibt, die zugrunde liegenden Annahmen so verändern, dass sich die Lösungsräume vergrößern. In den natürlichen Zahlen geht 5 minus 2 nicht. Mit den negativen Zahlen schon. In den reellen Zahlen kann man nur aus positiven Zahlen die Wurzel ziehen. In den komplexen auch von negativen.

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Heinz von Förster appelliert:

„Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird.“

Entscheidungen sind gut, wenn sie den Raum der Möglichkeiten erweitern und nicht in die „Sackgasse“ führen. Wenn Coaching-Klienten zu mir kommen und sich beklagen, dass sie sich entscheiden müssen, pole ich das in eine positive Sichtweise um: „Sie sind offensichtlich in der glücklichen Lage aus mehreren guten Optionen wählen zu können.“ Dazu nutze ich auch das Wortspiel:

„Vielleicht wird alles vielleichter. Dann wird es viel leichter.“

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Tauchen als Allegorie für das Leben

Besonders leicht – nämlich schwebend-schwerelos – kann man sich beim Tauchen bewegen. Am Tauchen ist neben der üppig-bunten Farbenpracht der Riffe die Freiheit in den Dimensionen so beglückend. Außerdem kann man sich über Hindernisse hinwegatmen. Als Business-Taucherin sorge ich für langen Atem in den Strömungen der Wirtschaftswelt. Meerluft für mehr Luft. Vom Briefing bevor es losgeht, dem Profi-Equipment für Profis, der klugen Selbststeuerung im Buddy-Team, den Prinzipien „Don’t panic“ in kritischen Situationen bis zum Mehren und Vertiefen der Glücksmomente bieten sich Analogien zum Business an. So viele, dass sie unser Buch „Tauchen im Ozean des Lebens“ füllen. Tauchen als eine von vielen Allegorien für das Leben. Eintauchen ins Gedanken-Meer

Eine Kurzfassung dieses Blogs ist im Magazin Training Dezember 2016 erschienen.

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Über: Monika Herbstrith-Lappe

Geschäftsführende Unternehmerin von Impuls & Wirkung – Herbstrith Management Consulting GmbH, High Performance Coach, Keynote Speaker, Top Trainerin, Certified Management Consultant, Autorin von Büchern und Fachartikeln