Von der Quantenphysik und dem Tauchen für die Paradoxien unseres Alltags lernen:

Tertium non datur?

Der Grundsatz der von unserer Kultur geprägten und uns prägenden Aussagenlogik lautet: Eine Aussage ist wahr oder falsch. Etwas Drittes gibt es nicht. Wir sind zu tiefst vom dichotomischen entweder-oder-Denken geprägt. „To be or not to be“ ist die Informationsmenge 1 Bit. Albert Einsteins spezielle Relativitätstheorie kommt mit Unterstufenmathematik aus. Seine Denkleistung besteht darin, dass er einen Paradigmenwechsel gewagt hat: Es gibt nicht den einen Raum sondern mehrere Räume mit widersprüchlichen Erfahrungen. Für den Einen war das Ereignis früher, für den Anderen später und der Dritte sieht es gleichzeitig. Heimito von Doderer:

„Alles hat zwei Seiten.
Aber erst wenn man erkennt, dass es drei sind,
erfasst man die Sache.“

So kann eine Münze nicht nur Zahl oder Adler zeigen sondern auch auf der Kante stehend zur Ruhe kommen.

Das hat mich als Jugendliche so fasziniert, dass ich mich entschlossen habe Physik und Mathematik zu studieren – erkenntnistheoretisch im Sinn von Goethes Frage „Was die Welt im Innersten zusammenhält“ und Paul Watzlawiks „Wie wirklich ist die Wirklichkeit“.

Die Quantenphysik mit Schrödingers berühmter Katze, die gleichzeitig tot und lebendig ist, wo sich Materie und Licht als Teilchen oder Welle verhält, in der es keine Wirklichkeit keine Beobachtende gibt, ist die ideale Denkschule für den Umgang mit den Widersprüchlichkeiten unserer VUCA-Welt: sie ist geprägt von Volatilität, d.h. zunehmend extremen Schwankungen, Ungewissheit durch Umbrüche, Complexity/Komplexität inkl. Vernetzungen mit Wechselwirkungen und Ambiguitäten d.h. Mehrdeutigkeiten, Unklarheiten und Widersprüchlichkeiten.

Sie braucht „Erfahrene AnfängerInnen“, die mit Erfahrungsschätzen ausgestattet sind, um damit etwas ganz anderes zu machen, die agil und wendig agieren und dabei zielstrebig das Wesentliche im Auge behalten, die Umbrüchen einerseits entschlossen & mutig und andererseits umsichtig & risikobewusst begegnen. Den der Wandel ist nicht mehr beständig sondern unterliegt selbst einen Wandel: vom continuous zum disruptive Change. Jetzt ist nur die Ungewissheit gewiss. Bekanntes Unbekanntes ermöglicht Risikoabschätzungen. Doch jetzt haben wir es mit unbekanntem Unbekanntem zu tun.

Der Quantenphysiker Hans-Peter Dürr mahnt:

„Wir leben im 21. Jahrhundert mit der Technologie des 20. Jahrhunderts
und wollen die heutigen Probleme mit dem Denken des 19. Jahrhunderts lösen
und das kann nur in den Graben gehen…“

Unser mechanistisches, technokratisches Denken greift zu kurz, um der Vielschichtigkeit des Lebens zu begegnen. Roboter sind mit bits und bytes programmiert. Wir Menschen sind embodied. Die Wechselwirkungen zwischen biologischen Abläufen des Körpers auf der einen und dem Denken und Fühlen auf der anderen Seite sind wesentlich komplexer als uns das bis vor kurzem bewusst war. Der Verbindung zwischen Hard Facts und Soft Skills kommt daher zunehmende Bedeutung zu.

In seinem Buch „Wir erleben mehr als wir begreifen“ erinnert Dürr daran, dass der Begriff „Realität“ vom lateinischen „res“ also der Sache kommt. Das verdeutlicht, wie materialistisch wir die Welt betrachten. Doch das Wesen der Felsküste versteht man nicht, indem man es „analysiert“ d.h. in immer kleinere Teile teilt sondern indem man es mit den klimatischen Bedingungen und Naturgewalten in Verbindung setzt – d.h. systemisch betrachtet.

Zu überwinden gilt es das dichotomische Denken in den Kategorien richtig oder falsch, gut oder böse, Stärke oder Schwäche, besser oder schlechter. Sie führen notgedrungen zu eskalierenden Konflikten. Um Synergiepotentiale zu erschließen braucht es konziliante Einstellung „wertschätzend anders“. So wie bei der Gangschaltung des Fahrrads kleine Zahnräder für die Geschwindigkeit und große für die Kraft sorgen – vorausgesetzt sie greifen stimmig ineinander. Unsere Welt der Umbrüche braucht Vielfalt. Monokultur führt leicht in die Sackgasse. Darum auch das Motto meines „Möglichkeits-Meeres“:

„Vielfalt macht vieles vielleichter
und dadurch viel leichter“

Siehe auch meine Blogs:

Und beim Tauchen in komplexen Riffen kann man es praktisch trainieren: Je stärker die Strömungen, desto wichtiger ist der lange Atem und die kluge (Selbst-)Steuerung. Gegen Strömungen anzukämpfen ist jedoch sinnlose Energievernichtung. Je mehr sich unserem Einfluss entzieht, umso wichtiger ist die Stärkung der Eigenwirksamkeit. Je weniger Gestaltungsmöglichkeiten wir haben, umso entscheidender ist es, sie wahrzunehmen. Je mächtiger die Instrumente desto verantwortungsvoller müssen wir damit umgehen. Und wir erleben unter Wasser auch, wie fragil unsere über die Meeresströme vernetzten Ökosysteme sind und wie sie bereits unter den von uns Menschen verursachten Veränderungen leiden.

Das von mir entwickelte Konzept der Souveränität 4.0 in der VUCA-Welt mit ihren Widersprüchlichkeiten finden  Sie in meinem Blog:

„Souveränität 4.0 für den Wandel des Wandels vom Continuous zum Disruptive Change“

Der 16. Österreichische IT- & Beratertag – veranstaltet vom Fachverbandes UBIT (Unternehmensberratung und IT) der Wirtschaftskammer Österreich am 22.11.20018 steht heuer unter dem Motto „Fakes & Facts„. Als ursprünglich erkenntnistheoretische Mathematikerin & Physikerin bin ich im korrekten Umgang mit widersprüchlichen Wahrheiten intensivst trainiert. Bei einem Vortrag wurde ich höchst treffend als Frau der Widersprüchlichkeiten anmoderiert. Mein Beitrag:

„Richtig oder Falsch?
Mit Widersprüchlichkeiten souverän 4.0 umgehen!
Von der Quantenphysik und dem
Tauchen für die Paradoxien unseres Alltags lernen.“

Über: Monika Herbstrith-Lappe

Geschäftsführende Unternehmerin von Impuls & Wirkung – Herbstrith Management Consulting GmbH, High Performance Coach, Keynote Speaker, Top Trainerin, Certified Management Consultant, Autorin von Büchern und Fachartikeln