
Christoph Wirl, Herausgeber vom Magazin TRAiNiNG, das mich als „Speaker des Jahres 2024“ ausgezeichnet hat, hat mit mir ein Expert*innen-Interview zum Thema Leadership im Zeitalter der Digitalisierung & KI geführt.
- Wie sehr ist KI im Führungsalltag bereits angekommen?
- Ergänzen Führungskräfte & KI einander? Und wenn ja, dann wie?
- Worin bestehen auch Fallen, Risiken & Gefahren?
Daraus ist der Artikel
„Die neue Ära der Führung“
entstanden, der im Magazin TRAiNiNG Ausgabe 3/2025 erschienen ist.
Hier können Sie meine ausführlichen Antworten nachlesen.
Christoph Wirl: Wie verändert sich Führung durch den zunehmenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz?
Führung verändert sich durch den zunehmenden Einsatz von KI in zwei Richtungen. Einerseits werden in der Führung Managementaufgaben durch Digitalisierung erleichtert oder abgenommen. Leadership-Aufgaben werden dafür umso bedeutsamer. Denn andererseits sind ein geänderter Mindset und andere Skills bei den Mitarbeiter*innen gefragt. Die Zukunft der menschlichen Arbeit liegt jenseits der Denktrampelpfade. Denn was Routine ist, lässt sich leicht digitalisieren. Für uns Menschen bleiben dann das Beschreiten bisher unbekannter und außergewöhnlicher Wege. Deshalb werden Eigeninitiative, kreatives und innovatives Denken, Mut für Entscheidungen und Fehlerkultur bedeutsamer, denn Neuland beinhaltet immer auch das Risiko des Irrtums, der Rückschläge und der Sackgassen. Die Führung der Menschen braucht daher Supporting Leadership: Die Führungskraft ermutigt, bestärkt und unterstützt das eigenverantwortliche Handeln mit Coaching-Methoden.
CW: Welche Rolle spielen digitale Assistenten heute schon in der Führungspraxis?
Wenn man der in wissenschaftlichen Kreisen verbreiteten Definition von Digitalisierung folgt, dass Künstliche Intelligenz alles umfasst, wo Maschinen das Agieren von Menschen aufgrund menschlicher Intelligenz und Vernunft kopiert, dann hat die Digitalisierung schon jetzt einen großen Impact in der Führungspraxis. Und die Anwendungsmöglichkeiten entwickeln sich gerade rasant weiter. Da Führungskräfte wesentliche Entscheidungen treffen, werden Führungsaufgaben nie gänzlich durch KI ersetzt werden. Sinnvollerweise fordert der EU-AI-Act „Human in the Loop“: Menschen müssen die KI-Ergebnisse überprüfen und qualitätssichern. Die KI liefert Entscheidungsgrundlagen und -empfehlungen. Die Entscheidung selbst wird von Menschen getroffen. Ich engagiere mich für den Digitalen Humanismus im Sinne des Wiener Manifests, der treffender „Menschlichkeit in der Ära der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz“ heißen sollte. Wenn die KI den Führungskräften und Mitarbeiter*innen Routineaufgaben abnimmt, dann bleibt mehr Zeit für das, was Menschen besonders gut können: Menschliche Beziehungen – in der beruflichen & privaten Lebenszeit. Mehr digital ermöglicht mehr menschlich. Das ist die Möglichkeit, von der ich mir wünsche, dass sie zu unserer Wirklichkeit wird.
CW: In welchen Bereichen von Leadership sind KI-Tools derzeit besonders hilfreich – und wo (noch) nicht?
Von der Protokollierung und Zusammenfassung von Meetings über Terminkoordination und der Recherche fundierter Informationen bis zur Unterstützung für Texte und Präsentationen ist für viele der Einsatz von KI schon jetzt unverzichtbar. Mittlerweile gibt es auch schon hervorragende Tools, die die strategische Planung von Unternehmensbereichen und der gesamten Organisation unterstützen.
CW: Was sind typische Fehler beim Einsatz von KI in der Führung?
Viele – auch Führungskräfte – neigen dazu, KI unreflektiert zu nutzen. Es braucht jedoch dringend Leitplanken, um einerseits z.B. Compliance und Datenschutz zu wahren und andererseits auch ethischen Grundsätzen gerecht zu werden. KI verstärkt die gängigen Klischees. Wenn man z.B. KI ohne zusätzliche Steuerung für die erste Runde im Recruiting einsetzt, führt dies schnurstracks in die Durchschnittsfalle: Sie schließt von der bisherigen Mehrheit innerhalb des Teams auf zukünftige Mitarbeiter*innen. Monokultur ist jedoch wenig kreativ, innovativ und resilient. Heterogene Teams bieten viel mehr Möglichkeiten und damit Erfolgschancen. Abgesehen von diesem unternehmerischen Nutzenaspekt verstärkt der Einsatz von KI ohne entsprechende Gegensteuerung alle bestehenden Diskriminierungen und unbewussten Biases.
CW: Welche Skills braucht eine Führungskraft heute, um mit KI sinnvoll zusammenzuarbeiten?
In Zeiten der Fake News und Deep Fakes ist das kritische Hinterfragen von Informationen von entscheidender Bedeutung. Weil menschliche Begegnungen zunehmend einerseits online stattfinden und andererseits überhaupt durch Kommunikation mit KI ersetzt werden, steigt der Wert von zwischenmenschlichen Beziehungen. Social Skill sind daher von zunehmender Bedeutung.
Den ganzen Artikel können Sie hier lesen:
„Die neue Ära der Führung“
Über: Monika Herbstrith-Lappe
Geschäftsführende Unternehmerin von Impuls & Wirkung – Herbstrith Management Consulting GmbH, High Performance Coach, Keynote Speaker, Top Trainerin, Certified Management Consultant, Autorin von Büchern und Fachartikeln