So wie Gletscherbrüche tiefe Spalten aufweisen, so sind auch Umbrüche in unserem Leben von Wut und Trauer, Zweifeln und Ängsten geprägt.

Mut zur De-Mut als Ausdruck von Größe und Würde

Schicksalsschläge und über uns plötzlich hereinbrechende Wendungen, die sich unserem Einfluss entziehen, sind auch hervorragende Gelegenheiten, uns in Demut zu üben: Ja, es gibt auch Größeres, das sich unserem Einfluss entzieht. Souverän 2.0 erkennen wir, dass in De-Mut auch Mut enthalten ist, den man braucht, um sich den Schattenseiten des Lebens und des eigenen Innenlebens zu stellen:

Das christlich verwurzelte Gelassenheitsgebet von Christoph Friedrich Oetinger

  • Gott gebe mir die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
  • Gott gebe mir den Mut, die Dinge zu verändern, die ich ändern kann.
  • Gott gebe mir die Weisheit, ersteres von zweiterem zu unterscheiden.

Wird im Buddhismus noch prägnanter zusammengefasst:

  • Wenn du ein PROblem hast, versuche es zu lösen.
  • Kannst du es nicht lösen, mache kein Problem daraus.

Antoine de Saint-Exupéry dazu:

„Bewahre mich vor dem naiven Glauben,
es müsse im Leben alles glatt gehen.

Schenke mir die nüchterne Erkenntnis,
dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge, Rückschläge
eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind,
durch die wir wachsen und reifen.“

In der chinesischen Sprache enthält das Wortzeichen Krise die beiden Wortteile Gefahr und Chance. Von Lao Tse stammt der hoffnungsvolle Gedanke

„Was die Raupe das Ende der Welt nennt,
nennt der Rest der Welt Schmetterling.“

Haben Sie schon einmal beobachtet, wie qualvoll sich der Schmetterling vom Kokon befreit? Ein Züchter wollte in liebevoller Absicht den Falter dabei unterstützen und hat von außen die Schale geöffnet. Zu seinem Entsetzen stellte er fest, dass der Schmetterling ganz knittrige Flügel hatte und daher nicht fliegen konnte. Durch die Entfaltung aus eigener Kraft werden nämlich die Flügel gestrafft. Weit offen steht die „Gut-gemeint-Falle“, wenn nahestehende Menschen Krisen zu meistern haben. Doch Lösungen müssen individuell maßgeschneidert sein, sich von innen heraus entwickeln. Was mir gut tut, muss noch lange nicht für Andere förderlich sein. Wohlmeinende Ratschläge bewirken häufig das Gegenteil der Absicht und werden mit unterschiedlichsten Varianten von „ja, aber bei mir geht das nicht.“ abgelehnt. Deprimierende Ohnmachtsgefühle werden damit gestärkt.

Be cause statt because

Meine Tochter Hanna hat im Alter von 9 Jahren zu mir gesagt: „Mama, gell ich kann mich auf Dich verlassen und du bist für mich da, wenn ich ein Problem habe.“ und korrigiert sich dann gleich selbst: „Ich weiß eh, meine Probleme muss ich selbst lösen. Aber du unterstützt mich dabei.“ Ich freue mich sehr, dass ich ihr das Prinzip Eigenverantwortung vermitteln konnte.

Albert Schweitzer:

„Wir sollten aufhören, unsere PRObleme der Umwelt zuzuschreiben
und wieder lernen, Dinge selbst in die Hand zu nehmen
und persönliche Verantwortung zu übernehmen.“

Und so wie Muskel am Widerstand wachsen entwickeln wir uns durch das Meistern von Krisen weiter.

“Ganz besonders wertvolle Geschenke sind häufig als PRObleme verpackt.”

Während manche Menschen aus Krisen gestärkt hervorgehen, zerbrechen andere daran. Was braucht es, um Krisen als Entwicklungschance zu nutzen? Quintus Horatius Flaccus:

„Schwierigkeiten bringen Talente ans Licht,
die bei günstigeren Bedingungen schlummern würden.“

Mit Resilienz Krisen meistern

 

Ursprünglich ist Resilienz ein physikalischer Begriff. Wörtlich bedeutet es zurückspringen bzw. abprallen. Elastische Körper springen in ihre Ausgangsform zurück – während plastische Körper nachhaltig deformiert werden und spröde Körper zerbrechen. Weil es in Japan viele Erdbeben gibt, werden dort Hochhäuser resilient gebaut – sie wackeln relative heftig und kehren dann in die Ruhelage zurück. Während Gebäude in unserem Baustil viel starrer sind und daher bei heftigen Erdstößen einstürzen würden.

Katharina Maehrlein nennt ihr Buch zum Thema Resilienz daher
Die Bambusstrategie: Den täglichen Druck mit Resilienz meistern”.

Die agile Beweglichkeit und Zähigkeit von Bambus hilft, Widrigkeiten standzuhalten.

Es ist faszinierend, wie tragfähig Bambusgerüste selbst für Wolkenkratzer sind.

 

Im psychologischen Sinn verstehen wir unter Resilienz die Überlebensfähigkeit, Krisen möglichst unbeschadet zu meistern. Das braucht die Wendigkeit, Widerstandskraft und Belastbarkeit.

8 Säulen, um krisenfester und stressresistenter zu werden

  1. Den Tatsachen ins Auge blicken – mit der Situation arrangieren

Verschaffen Sie sich möglichst viele relevante Informationen, um Situationen realistisch einschätzen zu können. Die Fähigkeit, Beeinflussbares von nicht Beeinflussbarem zu unterscheiden ist trainierbar. Klar zu kommunizieren, was gegeben und was gestaltbar ist, bietet eine Orientierung. Probleme zu verdrängen oder zu verharmlosen wäre dagegen toxisch. Unrealistische Hoffnungen führen zwangläufig zu entmutigenden Ent-Täuschungen. Mit dem Schicksal zu hadern bindet viele wertvolle Energien. Daher ist es viel klüger, anzunehmen was ist und daraus das Beste zu machen.

  1. Sinn erkennen

Das Geschehene lässt sich nicht verändern – sehr wohl jedoch unsere Sicht darauf. Viktor Frankl wusste, WARUM es ihm so wichtig war, zu überleben und hat so schreckliches WIE ertragen. Wenn ich den Sinn meines Lebens kenne, so relativiert dies auch heftige Krisen. Vielleicht gelingt es Ihnen sogar, sich so weit vom Problem zu lösen, dass Sie sogar die vielzitierte Chance in der Krise erkennen können: durch außergewöhnliche Herausforderungen erschließen wir neue Strategien und Fähigkeiten, überwinden alte Muster und gewinnen neue Sichtweisen. Ein tröstlicher Gedanke im Volksmund lautet „Wer weiß wofür es gut ist?“ Das Akronym WIDEG steht für die höchst sinnvolle und sinnstiftende Frage: „Wofür ist das eine Gelegenheit?“

  1. Wahrnehmung schärfen – für sich und das Umfeld

Einerseits gilt es den Überblick im Außen zu wahren. Dazu hilft es, emotional in Distanz zu gehen und zum Beispiel die Vogelperspektive einzunehmen. Andererseits ist die Reflexionsfähigkeit von zentraler Bedeutung. Sie hilft, eigene Verhaltensmuster zu erkennen und angemessen zu steuern. Über sich selbst schmunzeln, vielleicht sogar lächeln oder lachen zu können, dämpft die Ecken und Kanten des Lebens.

Schließlich ist es wichtig, sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zu spüren. Wer eisern immer wieder seine eigenen Grenzen überfährt, riskiert ins Burnout zu schlittern. Mit sich selbst achtsam umzugehen steigert die körperliche, geistige und seelische Gesundheit.

  1. Selbstvertrauen und Zuversicht pflegen

Selbstvertrauen ist gerade in Zeiten mit einem hohen Grad an Ungewissheit unglaublich stressmildernd: egal wie es weiter geht, in mich kann ich vertrauen. Fundiert wird dieser Glaube an mich und meine Fähigkeiten durch all das, was ich schon geschafft und erzielt habe. Gesundes Selbstbewusstsein heißt, dass ich meine Stärken kenne und sie damit gezielt nutzen kann. Eine zuversichtliche Einstellung – auf Basis der realistischen Einschätzung der Situation – lenkt die Aufmerksamkeit auf das Positive, ermöglicht das Erkennen von Chancen und fördert unsere Kreativität, die wir brauchen, um rettende Ideen zu entwickeln. Lachen ist die wirkungsvollste Methode, um aus Stress auszusteigen, sich zu entspannen und die Kreativität wieder zu aktivieren.

  1. Zukunfts- und Lösungsorientierung

Völlig kontraproduktiv ist die Falle, ins „Ach-wäre-es-nicht-passiert“-Denken zu rutschen. Vielmehr gilt es den Blick nach vorne zu richten. Eine buddhistische Weisheit besagt:

„Wer von einem vergifteten Pfeil getroffen ist,
soll sich nicht zuerst nach dem Schützen erkundigen,
sondern unverzüglich seine Wunde von einem fähigen Arzt versorgen lassen.“

Mitten in der Krise und bei einem hohen Grad an Ungewissheit ist es wichtig, „auf Sicht zu fahren“: Zunächst geht es darum, bis dahin … jetzt dieser Schritt … die nächste Stunde überleben … diese Aufgabe bewältigen … den heutigen Vormittag meistern … diese Gefahr gebannt … diese Klippe überwunden … am Abend möchte ich da stehen.

Sich immer den ganzen langen Weg aus der kritischen Situation vor Augen zu halten, würde entmutigen und lähmen. Wenn die akute Gefahrensituation gemeistert ist, ist es sinnvoll, wieder beherzte Visionen Ihrer lebenswerten Zukunft zu entwickeln. Das Visualisieren von glaubwürdig-ehrgeizigen Ziele bestärkt und beflügelt. Bedenken Sie PROblem heißt „zur Lösung vorgelegt“. Entwickeln Sie mindestens erste drei Ideen, was Sie zur Bewältigung der Herausforderung tun könnten – das dürfen völlig verrückte „Schnapsideen“ sein. Es geht darum, die Kreativität wieder einzuschalten. Lassen Sie sich überraschen, wie vieles Ihnen einfällt und möglich wird, wenn Sie den Damm der alten Glaubenssätze gebrochen und den Schritt von der Komfortzone in die Komm-Vor-Zone geschafft haben.

  1. Eigenwirksamkeit stärken

(Selbst-)Mitleid und Ohnmachtsgefühle wirken höchst toxisch. Leicht führen sie in die Abwärtsspirale der Opfertrance. Bestärkendes Mitgefühl und Hilfe zur Selbsthilfe sind hingegen sehr heilsam. Zunächst gilt es aus der lähmenden Rolle „Ich bin Opfer der Umstände“ auszusteigen. Ja, manchmal gibt es einen hohen Grad der Fremdbestimmung. Da fällt es schwer und braucht es Kreativität zu erkennen, was ich zum Meistern bzw. Lindern der Situation beitragen kann. In solchen Fällen kann eine paradoxe Intervention hilfreich sein: „Was könnte ich tun, um es noch weiter zu verschlimmern?“ Darauf fällt uns immer etwas ein. Das heißt aber auch, dass es mir prinzipiell möglich ist, auf mein (Er-)Leben Einfluss zu nehmen.
Sehr wichtig ist auch der kluge Umgang mit Rückschlägen. Bedenken Sie, dass „gescheitert“ und „gescheiter“ nur durch ein „t“ unterscheiden. Hier gilt der Grundsatz: Nach dem letzten Hinfallen noch einmal aufstehen. Dann steht man. Bitte denken Sie daran, die Krone wieder zurechtzurücken und dann auch zu reflektieren: „Was mache ich zukünftig anders, um meine Erfolgschancen zu erhöhen?“
Mehr dazu: „Souverän 2.0 agieren – auch bei Fehler und Pannen“

  1. Beziehungen pflegen und Unterstützung organisieren

    Souverän zu agieren heißt auch, dass mir kein Stein aus der Krone fällt, wenn ich um Tipps, Hilfe und Unterstützung bitte. Menschen denen es schwer fällt, Ratschläge und Hilfe anzunehmen – z.B. weil sie einen Glaubenssatz verfolgen „es ist ein Zeichen von Schwäche und Versagen, wenn ich Unterstützung brauche“ – sind tatsächlich Burnout gefährdet. Dabei gilt der Grundsatz

„Get a contact before you need it“.

FreundInnen hat man nicht, Freundschaften muss man pflegen – und das gilt auch für alle anderen Beziehungen. Das ist auch unglaublich gesund: Menschen, die gut sozial in ein Beziehungsnetz eingebettet sind, haben – unabhängig vom Lebensalter – eine doppelt so große Chance wie einsame Menschen ihres Alters, das nächste Jahr zu überleben.

  1. Abschiede gestalten
    Trauer ist ein höchst heilsames Gefühl. In ihm steckt die Wertschätzung für das, worum wir trauern. Traurig, dass in unserer Kultur diese wertvolle Emotion so wenig kultiviert wird. Als Tenor sollte das Zitat vom Friedennobelpreisträger Dag Hammarskjöld gelten:

„Dem Vergangenen Dank, dem Kommenden: JA!“

Hilfreich sind die Fragen:

  • Was möchte ich wertschätzend in Erinnerung behalten?
    Wofür bin ich dankbar, dass ich es erleben durfte?
    Was soll einen würdigen Platz in meiner Lebensgeschichte
    im Museum unseres Unternehmens finden?
  • Was kann ich zum Glück loswerden?
    Was möchte ich ordnungsgemäß entsorgen?
  • Was kann ich mir mitnehmen?
    Was von dem, das ich bisher gern und gut gemacht habe, wird mir auch zukünftig hilfreich sein?
    Was an Bewährtem kann ich auch im Neuen leben?
  • Worauf freue ich mich am Neuen?
    Was wird jetzt möglich?

Neuanfang

Demokrit hat schon gemahnt:

„Fallen ist keine Schande, aber liegenbleiben.“

Völlig kontraproduktiv wäre es, in vermeintlicher Loyalität vor versperrten Türen sitzen zu bleiben oder in ohnmächtiger Wut daran zu rütteln. Viel sinnvoller ist es, Umschau nach anderen offenen Türen zu halten.

In der Facebook-Gemeinde ist im Umlauf:

„Schließe ab mit dem, das war.
Sei glücklich über das, was ist.
Sei offen für das, was kommt.

Das Leben ist schön!
Von einfach & schmerzfrei war nie die Rede.“

Weitere Tipps finden Sie im Themenfeld „Über-Lebens-Set

Ausführlich können Sie im Buch „leistungsstark & lebensfroh“ bzw. „leistungsstark & lebensfroh mein Leben gestalten“ in diese Thematik eintauchen.

Über: Monika Herbstrith-Lappe

Geschäftsführende Unternehmerin von Impuls & Wirkung – Herbstrith Management Consulting GmbH, High Performance Coach, Keynote Speaker, Top Trainerin, Certified Management Consultant, Autorin von Büchern und Fachartikeln